nomen est omen (der name ist programm!)

in der sogenannten biker- oder auch rockerszene, wenn man so will, haben die mitglieder sehr oft auch noch ein emblem auf ihrer kutte, das zur information des aufgabenbereichs des kuttenträger dient. manchereiner allerdings braucht solch ein emblem einfach nicht. man kennt ihn und weiß, welche funktion er hat... ja, da könnte man auch durchaus von "grauen eminenzen" sprechen, wobei sich das nicht unbedingt auf die färbung der haartracht bezieht...

und natürlich haben diese "eigenheiten" der einzelnen auch ihre ganz eigenen geschichten, die zum teil selbst erzählt werden, zum anderen teil aber auch auf erzählungen in der szene beruhen...

gut, dann wäre das einmal geklärt. und obwohl auf meiner kutte nur das schild "Grazer" prangt, nennen mich eingeweihte oft auch ehrfurchtsvoll "navigator". ja, richtig, man nennt mich wahrlich "navigator"! und ja, es gibt einen grund... warum vor mir in der regel immer der roadcaptain fährt...

nun, die wahre geschichte hinter dem ehrentitel "navigator" will ich euch nicht vorenthalten... wobei es aber eigentlich mehrere geschichten sind, und jede für sich ist natürlich wahr... zumindest zu einem teil jedenfalls... oder auch gar nicht...

wurscht...

jedenfalls, wir waren wieder einmal bei unseren freunden in oberwaltersdorf. dort trafen dann auch noch freunde aus frankfurt ein und gemeinsam machten wir uns alle mit unseren sechs maschinen auf den weg nach faak. und damit es auch ein schöner und gemütlicher tagesritt wird, war geplant, auf die südautobahn aufzufahren und bei grimmenstein wieder runter und die wechselpanoramastraße zu nehmen, dann wieder ein paar kilometer auf der bahn bis kurz nach graz und von dort über die dörfer (und äcker und wiesen und felder) weiter über die pack und den griffen nach faak... eigentlich keine wilde sache...

einzig, die auffahrt auf die südautobahn in traiskirchen, also quasi um's eck, die habe ich als navigator und kurzfristiger pseudoroadcaptain einfach nicht gefunden. klar, die war ja auch perfekt getarnt hinter einer riesigen tafel "A2 Graz" gelegen, wie hätte ich die also auch sehen sollen? daher also zuerst mal einen abstecher richtung burgenland, weil's so schön ist... oder doch nicht, also wende richtung wien... wobei... naja, eine dezente ortsrunde auf den diversen tangenten und sonstigen autobahnteilstücken und so, wem kann schon ein wenig wien schaden? nur die besch...eidenen lärmschutzwände, die bringen optisch eigentlich nicht besonders viel, eigentlich gar nix... jedenfalls, nach einer kurzen lagebesprechung an einer tankstelle übernahm dann erich die arbeit des roadcaptains und ich konnte mich wieder der ursprünglichen funktion eines navigators zuwenden...

übrigens, wir sind am selben tag in faak eingetroffen... bevor jemand fragt...

das, wenn ich mich recht entsinne, war der beginn meiner laufbahn als "navigator"...

okay, heutzutage gibt es navigationsgeräte, womit mein job eigentlich hinfällig wäre... doch da habe ich eine sehr wirkungsvolle abhilfe! unter dem helm und auf der autobahn kann man ein navi am motorrad, vor allem, wenn es in einer navitasche gesichert ist, kaum hören... daher macht man(n) als professioneller navigator auch eine ortsliste, also an hand der straßenkarte erstellt man(n) sich eine liste, die man dann am handschuhfachdeckel einspannt und nach erreichen eines notierten zwischenziel weiter schiebt. funktioniert ganz gut, vor allem bei großer schrift... und solange es trocken bleibt... in der nähe des zieles wirft man dann das navi an und läßt sich bis vor die haustüre führen, ist eine nahezu perfekte geschichte! zumindest solange, bis man irgendwo im mitteldeutschen nirvana auf eine autobahnbaustelle stößt, wo abgesehen von übermarkierten und unleserlichen wegweisern genau das nächste zwischenziel nicht mehr findet. aber man hat ja die route ungefähr im kopf, der straßenatlas ist nicht mit (den hat die werte frau gemahlin verliehen und bis heute nimmer wieder bekommen...) und sowieso, man(n) weiß ja, wohin man(n) will, oder? und solange der stau nur in der gegenrichtung ist, ist's ja nicht so schlimm...

jedenfalls, irgendwo war dann auch bei mir der punkt erreicht, wo ich mir nicht mehr sicher war, ob oder ob nicht... also beim angesteuerten tankstop das mitgeführte navi anwerfen und damit navigieren, damit sollte klarheit geschaffen werden! und es war sonnenklar, vor allem als dann der baustellenstau plötzlich vor uns lag... klassisch und vor allem typisch! der navigator in mir kam wieder voll zu seinem recht! und mit etwas mehr verspätung als geplant, okay, kurz vor mitternacht, kamen wir am ziel an...

tja, und seither nennt man mich voll respekt "navigator", auch wenn ich's nicht auf der kutte trage... noch nicht...